Da steht ein Typ auf der Bühne in Scheibbs. Ein bisschen Jazz, ein bisschen Boom Bap, ein bisschen zu viel Licht von der Seite. Willibald Schneider, Alter Ego von Maximilian Weissensteiner, rappt da Sätze, die nach schiefer Dorfidylle klingen, nach grantigem Herbstregen, nach Blasmusik im Sample-Modus. Und das Publikum nickt. Nicht nur mit dem Kopf. Auch mit dem Bauch. Weil da was mitschwingt.
„Tapfere Schneider Lines“ ist das, was passiert, wenn jemand zwischen Mundart und MPC, zwischen Mostviertel und 90er-Jahre-New-York einen Hocker findet – und einfach drauf sitzen bleibt. Die fünf Tracks der EP sind keine Hits im klassischen Sinn. Eher Schnitzereien. In Holz und Seele.
Was Willibald Schneider da baut, ist keine EP für den Durchlauf. Das ist Musik für Menschen, die sich trauen, nachzudenken, während sie hören. Die Produktionen sind warm, vielschichtig, live eingespielt, aber nicht steril. Das klingt nicht nach „Schulprojekt mit Ambition“, sondern nach einem Typen, der sich wirklich einmischt – in sein eigenes Leben und das seiner Figuren.

Die Texte? Beobachtend, manchmal lakonisch, manchmal wie von jemandem, der sich ins eigene Tagebuch versehentlich einen Zettel aus der Dorfzeitung reingelegt hat. Manchmal ironisch, manchmal schmerzhaft klar. Immer in dieser eigensinnigen Mostviertler Mundart, die mehr nach Welthass als nach Heimatliebe klingt – und genau deshalb so menschlich ist.
„Tapfere Schneider Lines“ ist kein Spiel mit Genres, sondern ein Spiel mit der eigenen Stimme. Kein lautes Debüt, sondern ein leises Statement: Ich bin hier. Und ich hab was zu sagen, auch wenn du’s zweimal hören musst, um’s zu kapieren.
Und das Beste daran: Man glaubt ihm das alles. Weil’s nicht glatt ist. Nicht perfekt. Sondern echt.