Zwei alte Bekannte steigen wieder ins Auto. Kein brandneuer Tesla, eher ein klappriger VW-Käfer mit Soul im Auspuff und Jazz auf dem Beifahrersitz. Urbs & Cutex sind zurück – 22 Jahre nach ihrem letzten Album, einfach so. Keine große Promo-Offensive, kein pompöses Comeback. Stattdessen: On Our Way – ein Album wie ein handgeschriebener Brief aus einer anderen Zeit, der trotzdem heute in deinem Briefkasten landet.
„Wir suchen nach immerwährenden Wahrheiten“, sagen sie – und das hört man. On Our Way ist kein Lo-Fi-HipHop zum Einschlafen, auch wenn die Beats butterweich rollen und die Samples so schmeichelnd sind wie Ohrensessel in verrauchten Plattenläden. Aber unter der Oberfläche brodelt es. Es sind Beats mit Haltung, mit Witz, mit einer Geschichte. Beats, die sich nicht anbiedern, sondern einfach bleiben wollen – wie dieser eine Kumpel, der nie WhatsApp hatte und trotzdem immer pünktlich war.

Es beginnt mit „When Winter’s Gone“, einem Track wie der erste Sonnenstrahl nach drei Wochen Regen: Hoffnung, Wärme, ein bisschen Melancholie im Beigeschmack. Dann „Wherever You Are“ mit T.R.A.C., dem einzigen Rapfeature – ein echter Glanzmoment. Kein drübergelegter Part fürs Streaming, sondern ein organisches Element, wie perfekt eingeschnitten in das Klangbild.
Was folgt, ist ein organischer Flow durch 14 Stücke, die von jazzigen Loops („Indian Summer“) über soulige Perlen („Bird Of Paradise“) bis zu fast ambient-artigen Momenten („Stardust“) reichen. Alles klingt analog, auch wenn es digital entstanden ist. Alles wirkt durchdacht, aber nicht verkopft. Die Platte hat Struktur, ohne vorhersehbar zu sein. On Our Way ist nicht playlist-kompatibel, es ist ein Album zum Hören – von Anfang bis Ende. Punkt.
Was Urbs & Cutex machen, ist kein Retro-Trip. Es ist konservierte Coolness mit Patina. Man hört, dass hier zwei Leute am Werk sind, die wissen, wie sich Platten anfühlen, nicht nur wie sie klingen. Dass sie wissen, wie sich ein Loop drehen muss, damit er nicht nur im Takt ist, sondern im Leben. Ihre Beats riechen nach Second-Hand-Läden, nach verrauchten DJ-Booths, nach 90s-Era-New-York-VHS-Bootlegs – aber sie haben trotzdem einen Tesla-Ladestecker in der Hinterhand: AI, Sample-Repair, digitale Produktionstools – sie nutzen das alles, ohne die Seele zu verlieren.

Urbs vergleicht ihren Style mit Larry Davids Klamotten: Nicht Haute Couture, aber eindeutig ein Stil. Und das passt. On Our Way ist kein Album für Charts, TikTok oder Sample-Packs. Es ist ein Soundstatement – selbstgenügsam, souverän, eigensinnig. So als würde jemand sagen: „Wir waren nie weg. Ihr habt nur nicht richtig hingehört.“